Irgendwie das Bündel an Feiertagen überstanden.

Müde. Voller Schmerzen. Und Zweifeln. Mutlos.

An jedem Tag in der Sorge,

ausgerechnet an Weihnachten in die Klinik zu müssen.

Oder zum Jahreswechsel, braucht auch keiner.

Schachtelweise Schmerztabletten geschluckt.

Zettelweise die Wünsche für 2020 gen Nachthimmel geschickt.

 

Alpträume. Einer nach dem anderen.

In jeder Rauhnacht neue,

die jeweils für einen Monat des neuen Jahres stehen.

Wenn davon auch nur ein Bruchteil einträte? Nein danke, lieber nicht!

Nun sind fast alle Zettel verbrannt. Bis auf zwei.

Einen ziehe ich morgen und übergebe ihn den Flammen.

Einer verbleibt mir bis übermorgen.

Den darf ich lesen. Und muss ihn mir selbst erfüllen.

Welcher wird es sein??

 

Gestern war ich sehr früh im Bett.

Nichts ging mehr, nichts wollte ich mehr, nur absolute Stille.

Begann ein Buch zu lesen. "Meine iranische Reise".

Aus anderer Zeit. Aber fesselnd.

Welch' spannendes Land. Wie gastfreundliche Menschen.

Aber wie hart das Leben für Frauen und Mädchen.

In schwarz tiefverhüllt bis zur Gestaltlosigkeit.

 

Erst spät kann ich einschlafen, nach erhöhter Dosis.

Was ist noch übrig von mir? Meinen früherenTräumen? Einstigen Zielen?

Alles scheint mir zerstört zu sein. Zertreten. Vernichtet. Ewig lange her.

Im Traum stehe ich plötzlich in einer iranischen Küche.

Eine rabenschwarze Gestalt ohne Gesicht hat eine große Niere vor sich.

Auf einem Holzbrett, unten auf dem Fussboden sitzend.

Schlägt sie mit einem scharfen Beil in immer kleinere Stücke.

"Aber sie ist ja schon ganz zerhackt"! rufe ich aus. Scheue zurück.

Die Gestalt im Tschador schaut gesichtslos hoch.

Arbeitet ungerührt weiter. "Wie dein Leben. Ganz genau so!"

 

Man sollte wohl besser nachts nicht lesen.

Vor allem in den geheimnisvollen Rauhnächten.

Sie könnten ungewünschte Wahrheiten offenbaren...