Nein, ich spiele nicht gern Vabanque,
alles auf's Spiel, auf eine Karte zu setzen,
ist meine Sache normalerweise nicht.
Ich wäge eher ab, plane, berechne, schweige lieber.
Doch (sehr selten) ziehe ich (m)ein Schwert.
Wage den offenen Kampf. Du, ich, oder nichts. Ende. Aus.

Der Traum vom sinkenden Theaterschiff war' s wohl,
nach dem alle Dämme bei mir gebrochen sind.
Anders kann ich es mir nicht erklären.
Wenn das Herz voll ist fließt der Mund über.
Sagt der Volksmund und denkt sich etwas dabei.

Also Vabanque. Alles auf eine Karte.
Alles war besser, als weiter zu leiden.

Komisch, es fällt uns (relativ) leicht über uns zu sprechen.
"Ich würde mir wünschen, dass..."
"Es wäre schön, wenn du..."
Macht auch nicht gerade Spass. Aber ist berechenbar.
Weil (meistens) was passiert?
Unser Gegenüber nickt. Als habe es etwas verstanden.
Würde sich bald etwas ändern.
Der Anstoß dazu habe nur gefehlt.
Erleichterung macht sich breit.

Und was geschieht? Fast nichts. Das ist bequem.
Und der Sturm erst einmal vorbei.
Das "Schmierentheater" setzt sich fort, na prima!

Dieses Mal hatte ich den Mut das Spiel umzudrehen.
"Warum unterstützt du mich nie?
Sagst du, du würdest keiner Frau helfen,
die dich hernach verlassen würde?
Ginge es ewig so weiter?
Ich bitte dich um etwas, du vertröstest.
So haben wir sieben Jahre verschwendet!
Ich will Antworten und zwar hier und jetzt!"

Ein Männeralbtraum wird damit wahr!
Die Partnerin will reden!
Ausflüchte gibt es gerade keine.
Würde sie wirklich gehen, falls??
In ihr Haus zurück, dass so schön unbewohnbar gemacht wurde?
Die bringt das fertig, wirkt richtig entschlossen?!

Ja, das war/bin ich auch.
Den Text zu meinem Theaterstück schreibe ich selbst.
Jedenfalls jetzt, hier und heute.
Das Maß ist voll. Nein, es läuft über, schon lange!

Wahrheiten kommen auf den Tisch. Ausreden. Lügen.
Gehört zum Repertoire des Hauses, kenn' ich alles schon.
Und damit lasse ich mich nicht mehr erpressen.
Schluss, Ende, aus!

Gefürchtet hatte ich mich. In Ängsten bestätigt.
Vielleicht war es auch der Krieg in der Ukraine.
Der mir seltsamerweise Kraft gab.
Dort verlieren Menschen (fast) alles.
Sie retten ihre Kinder. Die Haustiere.
Machen sich in Verzweiflung auf einen gefährlichen Weg.
Um das Leben und das der Liebsten zu retten.

Und ich jammere hier herum?
Was habe ich denn zu verlieren?
Und wenn es eintrifft, muss ich es akzeptieren!


Heute ist mein Berlingo beim TÜV.
Termin um Monate überschritten, da: siehe oben.
Ein Auto, das fast fünfundzwanzig Jahre alt ist.
Mich bei so vielen Abenteuern begleitet hat.
Mein treuer Gefährte. Ich will keinen anderen!

Während der Prüfung laufe ich draußen herum.
Voller Sorge. Tränen rollen. Was wäre, wenn?
Ich beobachte die Ameisen auf dem Bürgersteig.
Schaue mir die Gänseblümchen an.
Eine Atombombe und alles wäre vorbei.
Da sorge ich mich um ein blechernes Wesen??!

Der "Berli" wird aus der Halle gefahren.
Keine Mängel. Nur Flugrost auf Bremsscheiben.
"Mehr fahren", wird gemahnt, zu stehen sei ungut.
Gerne doch. Ab zum Hafen, Schiffe gucken.
Dankbar sein, für dieses als groß empfundene Glück!

Irgendwie "schweben" zum Haus, Kontrollbesuch.
Eine Scheibe dirkt am Bürgersteig ist gerissen (Einfachverglasung).
Die neuen sehr teuren Fenster sind längst da.
Riesig und unglaublich schwer.
In der Garage im Morrmerland liegen sie seitdem.
"Die Axt im Haus erspart den Zimmermann!"
So sagt ein altes Sprichwort.
Der hauseigene Fenstermonteur war keine.
Der arbeitet liebend gern. Für gutes Geld. Bei anderen.

Aber ich war ja nur ich. Und was genau?

Im Keller schaue ich nach dem Absperrhahn.
Aus dem Wasser läuft, entgegen seiner Funktion.
Ich könnte auf der Stelle einen Schreikrampf kriegen.
Denn der Abstellhahn befindet sich im Nebenhaus.

Warum liegen Freud' und Leid immer so nah beieinander?
Die neue Hauseigentümerin will abdrehen.
In zwanzig Minuten könnte sie da sein.
Hilf Himmel!
Es gibt Eimer. Gullys. Und flinke Beine.
Dann ist Ruh'. Aber kein Wasser mehr zu nutzen.

Im Briefkasten lagen Ablesekarten. Gas und Strom.
Ich schreibe die Daten auf, renne zu EWE.
Wo immer die Stadtwerke waren, da findet sich nichts.
Umgezogen in die Pottgießergasse.
Die sich wo befindet? Ich befrage Passanten.
Verlaufe mich in der (einst) eigenen Stadt.
Nass geschwitzt komme ich zurück zum Haus.
Der junge Hausnachbar (mit Migrationshintergrund)
ist freundlich und herzlich wie immer,
er bringt mich zum Lachen.

Die Abendsonne scheint bei der Rückfahrt auf den Emsdeich,
vor dem tausende schnatternde Wildgänse rasten.
Das Auto rollt brav und ruhig dahin.
Die Fensterscheibe im Haus hält erst einmal mit Packband.
Der Klempner wird im Keller walten, Rohre erneuern.
Und ich baue die Fenster ein, mit Hilfe.

Hier, fast in Holland, herrscht kein Krieg. Ich lebe.
Es war ein aufregender, aber guter und friedlicher Tag.
Ich bin zutiefst dankbar dafür.
Nichts ist selbstverständlich.
In diesen Zeiten schon gleich gar nicht.


Danke!!