Schon als Kind habe ich viel gelesen. Bücher nahmen mich mit in ferne Welten, längst vergangene Zeiten. Eine beachtliche Bibliothek sammelte sich über die Jahrzehnte an. Wurde extrem reduziert. Wuchs erneut. Ohne Lektüre könnte ich nicht sein. Bücher gehören wohl untrennbar zu meinem Leben.

 

Zuletzt las ich:

"Charlotte Berend-Corinth & Lovis Corinth" von Margret Greiner.

Die Geschichte einer Ehe. Und zweier Künstler. Mit vielen Höhen und Tiefen. Aber verbunden durch eine offenbar unerschüt-terliche Liebe. Charlotte ist eine für ihre Zeit sehr ungewöhn-liche, starke Frau. Die eigene Wege beschritt, sich durchzu-setzen wusste und die Regeln der zwanziger Jahre ignorierte. Sie reiste in den Orient, lebte lange Jahre in Italien und emi- grierte 1939 in die USA, da sie Jüdin war. Bis zuletzt schrieb und malte sie.

Nach ihrem Tod lösen Tochter und Sohn ihren Haushalt auf. Finden dabei eine Zigarrenkiste des längst verstorbenen Vaters, obwohl alle Briefe und Fotos längst hergegeben waren. Beide rätseln, was sie enthalten könnte. Und sind erstaunt, als sie im Kästchen uralte, braune, zerfallende Kiefernnadeln entdecken. Dann sehen sie sich an und verstehen. Der Vater hatte der Mut- ter einst den Ort seiner Kindheit gezeigt. Pommern. Ostsee. Kiefernwälder.

In den Nadeln findet sich ein kleiner eingerollter Zettel. Die Tochter öffnet ihn, reicht dem Bruder das Papier weiter. Er liest:

Es ist alles vergänglichwir wissen es, aber unsere Gefühle nicht – dieser Traum nicht – denn wir sind eingesponnen in das Unvergängliche, wir selbst sind unsterblich, weil wir die Schöp- fung in uns tragen. Ach, lass es uns nie vergessen – wenn wir glücklich gewesen sind – und lass keinen Schatten darüber fallen...

(Zitat aus dem oben erwähnten Buch, erschienen bei HERDER)

 

Nein, ein Holzkästchen habe ich nicht, das man bei mir finden könnte. Aber ein Schraubglas. Das kleine Eukalyptuszapfen ent- hält. Auf einem Zettel steht:

Gesammelt in Galicien, 1.Camino de Santiago, 2007

Vieles habe ich längst entsorgt. Das nicht. Um mir eine Erinne- rung zu bewahren? Denn der Duft von damals blieb. An eine Stimme erinnere ich mich gut. Ein Lachen. Tränen. Albernhei- ten. Schmerz. Stundenlange Telefonate. Eine tiefe, große Liebe.

 

Lange Jahre über habe ich gezweifelt, am Sinn dessen.

Aber heute weiß ich: Ich würd`es wieder tun!