Der große Wunsch war der Besuch eines Weihnachtsmarktes.

Meiner war's nicht.

Ja, ein paar Tage in Quedlinburg, mit Markt und Höfen.

Darauf hätte ich mich gefreut.

Aber: Abgebrochen mangels Rentabilität.

Oldenburg: abgesagt. Wie so vieles.

Was blieb war Bremen.

Warum dem Partner nicht eine Freude machen?!


Autofahrt nach Leer, ein Paar Minuten Marsch zum Bahnhof.

Im Zug ist es voll, aber so gerade an der Grenze.

Vor dem Fenster gleitet die Landschaft vorbei.

Viele Wiesen, kleine Orte. Oder irgendwie nichts.

In Bremen herrscht der Trubel einer großen Stadt.

Ist nicht meine Welt. Augen zu und durch.

Überall mit FFP2-Maske, sicher ist sicher. Und Vorschrift.

 Kontrolle des Impfausweises, rotes Armbändchen.


Karstadt? Was soll ich da, ich brauch' nichts.

Kaufe schließlich in einem Drogeriemarkt ein Haarshampoo.

Weil es das im Dorf nicht gibt. Wäsche mit Seife ging irgendwie auch.

In die uralten Kirchen zieht es mich.

Gedankenverloren schaue ich mir die Farben an. Schnitzereien. Bänke.

Alles kahl und leer. Kabel liegen herum. Leitern warten.

Es soll wohl noch geschmückt werden. Die Leere und Stille gefüllt.

Was sich Markt nennt, das ist auch nicht besser.


Die Böttgerstraße wartet. Mit ihrer besonderen Atmosphäre.

Jedenfalls war es früher so. Vor Corona. In anderen Zeiten.

Ein wenig fotografiere ich. Um Ideen zu bewahren. Traurig.

Im "Schnoor", dem so beliebten Altstadtviertel schweigt's auch.

Was? Das Leben. Das Lachen. Der Trubel. Die Stimmen.

Gähnende Leere in den sonst so vollen Lädchen.

An der Weser weht ein eisiger Wind, durch den "Schlachte-Zauber" auch.

Hier sollte es doch ganz anders sein! Ist es aber nicht.


Durch die Dunkelheit zurück zum Bahnhof.

Obdachlose. Betrunkene. Ein Mädchen unter Drogen irrt umher.

Noch vierzig Minuten bis der Rückzug abfährt.

Am Aufgang zu Gleis 3 habe ich mich von meinem Enkel verabschiedet.

In welchem Jahr war das? Ich kann es nicht mehr sagen.

Mit meiner Tochter war ich hier. 2016, das weiß ich wenigstens noch.

Lange her. Alles. Die Nähe. Das Reden. Die tiefe Verbundenheit.

Nicht denken. Nicht fühlen. Ich kämpfe damit. Was tue ich jetzt hier??


Herumlaufen, warten, frieren. Die Zeit scheint nicht zu vergehen.

Ein Fotoautomat. Und ein zweiter.

Ich will nicht denken. Nicht fühlen. Und tue es doch.

Am 25.Mai 2015 entstand hier ein Foto.

Meine Kids und mein Enkel an meinem Geburtstag auf der Fahrt zu mir.

Sie quetschten sich für das Bild in die Kabine. Lachten.

Nun stehe ich dort, möchte fast den Vorhang zur Seite ziehen.

Als könnte ich noch irgendetwas von ihnen finden.


Rufen möchte ich. Ihre Namen. Sie kämen nicht. Schon klar.

Ich hab's verstanden und verstehe doch nicht.

Noch eine Viertelstunde auf dem zugigen Bahnsteig.

Ein dünner junger Mann fragt jeden nach Geld.

Der Zug rollt ein. Fast leer. Wenige Leute im Abteil.

Es ist eine Gruppe, die sich unterhält.

Ich höre zu, ohne es zu wollen, schaue aus dem Fenster in die Nacht.

Ein sinnloser, verlorener Tag. Für nichts und wieder nichts.




Ich hätte doch den Vorhang zur Seite ziehen sollen.

Es wäre besser als nichts gewesen...









Ich nehm die Sonnenbrille ab, check' den Moment,
wenn eine Seele die andere erkennt.
Du spürst sofort, und das ist gut,
wir sind Familie, sind ein Clan, wir sind ein Blut.

Wir sind ein eingeschworenes Team, darauf kommt's an,
wir gehen Wege, die kein anderer gehen kann.
Wie'n Pionier, wie'n Astronaut,
wir gehen dahin, wohin sich sonst kein anderer traut.

So wie der Sturm, so wie die Flut.
Nichts hält uns auf, wir sind ein Blut.

Wir sind der Stoff, aus dem die großen Träume sind, 
wir sind der Joker in der Tasche, der gewinnt.
Ich zünd' ihn an, unseren Vulkan,
das Feuer lodert hoch bis in die Sternenbahn.

So wie der Sturm, so wie die Flut,
nichts hält uns auf, wir sind ein Blut

Unsere Familie, kannst' sicher sein, das bleibt, 
denn wir sind stärker als der Tod und als die Zeit!
Ewiges Band, das nie zerreißt,
und alles was ich will ist, dass du das auch weißt...