Es gibt Tage, an denen Träume sterben.

Nicht laut, mit Pauken und Trompeten.

Sondern ganz  still und leise...


Manchmal bemerkt man es nicht sofort.

Aber ab und zu ist der Knall verdammt laut.

Dann lässt er sich weder leugnen noch ignorieren...


Doch manchmal leben die Träume wieder auf...



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Da ist ein Haus. Fachwerk, nicht allzu gross. Aber mit dem, was es zum Leben braucht.

Wenn man die Treppen bis ganz nach oben hinauf steigt,

kann man auf einen Fluss schauen und seine grünen hügeligen Ufer sehen.

Weiter unten sieht man auf die idyllische Stadt.

Und eine uralte Kirche, deren Pforten direkt gegenüber der Haustür liegen.

Daneben wartet ein niedliches Cafe, mit Stühlen und Tischen in der Sonne.

Urlauber bummeln durch die Gassen, fotografieren, besichtigen.

Und Motive bieten sich reichlich an.

Es ist kein Traumhaus, keine Villa, nichts, mit dem man angeben könnte.

Aber es könnte ein Heim sein. Ein "place to be". Ein Zuhause, im wahrsten Sinne des Wortes.


Einige Zeit habe ich abgewartet, bevor ich die Maklerin angeschrieben habe.

Als ich wollte, war da das "Kind" und in mir rangen Herz und Verstand miteinander.

Gestern, spät am Abend schrieb ich doch, mit Herzblut. Und viel Hoffnung.

Der Brief endete mit: "Ich weiß, dass es sicher viele Bewerbungen gibt. 

Aber wenn es so sein soll, wird das Haus auf mich warten."

Was ich nicht schrieb, aber dachte:

"Denn ich habe Vertrauen. In das Leben. Das Schicksal. In Gott."


Am heutigen Abend komme ich endlich dazu ins virtuelle Postfach zu schauen.

Zwei Mails der Bank. Eine vom Morgen. Eine vom Nachmittag.




Gesendet: Donnerstag, 18. April 2024 um 09:16 Uhr
Von: "
An: ---------@web.de
Betreff: Aw: Exposé zu Immobilie xxxx / Besichtigungstermin

Guten Morgen Frau xxxxxxx,

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Das Haus hat bei vielen Interessenten großen Anklang gefunden. Daher hat die Verkäuferseite bereits eine Kaufzusage vergeben und der Beurkundungstermin ist ebenfalls schon vereinbart.
Üblicherweise nehmen wir die Immobilien nach Unterschrift des Kaufvertrages aus dem Netz, bis dahin nehmen wir die Interessenten in die Warteliste auf. Dies würde ich mit Ihnen ebenfalls so handhaben, wenn das für Sie in Ordnung ist.
Sollte sich der geplante Verkauf also zerschlagen, würde ich Sie entsprechend informieren und mit Ihnen den gewünschten Besichtigungstermin vereinbaren.

Vielen Dank für Ihr Verständnis und trotzdem noch eine schöne Woche.



Es hat mich getroffen. Nun, da ich mich doch durchgerungen hatte nach einem Besichtigungs-termin zu fragen. Aber wer hätte auf mich warten sollen und warum? Ein Makler ist da um zu verkaufen, an wen ist ihm gleich und muss es auch sein. Der Verkäufer ist sein Auftraggeber. Und ihm gegenüber hat er sich zu verantworten. Der Käufer kann ihm schnurz-piep-egal sein. Außerdem gebe ich mir die Schuld (wie immer/oft?). Hätte ich mich eher entschieden, früher geschrieben, meine Skrupel bzgl. des "Kindes" in den Keller meines Herzens verschoben, usw. etc. Diese Gefühle kennen wir alle...


Nach zwei Bechern Kaffee und mehreren Runden durch den Garten (der nicht meiner ist, aber in dem meine Terrassenpflanzen eingetopft stehen und auf das neue Leben warten) wage ich mich wieder ins Haus und ins virtuelle Postfach. Denn da sind ja noch mehr Nachrichten. Unwichtige und noch eine von der Bank. Ich lese:


Gesendet: Donnerstag, 18. April 2024 um 14:03 Uhr
Von:
An: ........web.de
Betreff: Terminvorschlag Besichtigung Haus xxxxx

Guten Tag Frau xxxxxxx,
tatsächlich hat sich soeben vor Ort eine Änderung ergeben und wir können Ihnen nächste Woche Donnerstag, den 25.04.2024 den gewünschten Besichtigungstermin in xxxxx anbieten.

Bitte geben Sie uns doch kurz Rückmeldung, ob Sie den Termin einrichten können und unter welcher Mobilnummer wir Sie bei Änderungen erreichen könnten.

Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe und noch einen schönen Tag!



Es hat mich nochmal umgeworfen. Ich bin erneut hinaus in den Garten gestiefelt. Zu den Pflan-zen. Hab' in Blätter und Blüten geflüstert: "Haltet durch, vielleicht haben wir bald ein Heim!"



Der Termin für den kommenden Donnerstag steht inzwischen. 

Und wenn alles so ist wie gehofft, ersehnt, gewünscht...

Was ich wieder nicht schrieb, aber dachte:

"Denn ich habe Vertrauen. In das Leben. Das Schicksal. In Gott."



Wenn es so sein soll werde ich das Haus bekommen.

Ich leb' den Traum!