Es ist schon seltsam, was man alles vermissen kann, wenn man es nicht mehr hat.

Den gewohnten Kaffeebecher zum Beispiel.

Die dicke, kuschelige, große Daunendecke, die behütet und schützt.

Den kleinen Ofen, der für ein paar Stunden am Tag gewärmt hat.

Die Fenster auf der anderen Straßenseite, hinter denen ein Freund wohnt.

Das wartende Holz auf dem Arbeitstisch in der Werkstatt.

Den Geruch frisch aufgebrühten Ostfriesentees.

Das Klappern des Briefkastendeckels, wenn der Postbote ihn fallen lässt.

Die Spuren der Nachbarskatze im frisch gefallenen Schnee auf der Terrasse.

Das gehörte zu meinem Leben.

Nichts davon ist mehr um mich. Alles fremd.

Über das Fußende des Bettes schaue ich auf eine Tür mit Glaseinsatz.

Dahinter die vielen Rohre auf der Wand, ein Miniwaschbecken, ein WC.

Irgendwie skurril, dieser Anblick, fast schon surreal.

Die Bilder direkt neben dem Türrahmen hängen schief, eigensinnig tanzend.

Anfangs stand ich auf, korrigierte die Linien. Nun habe ich es aufgegeben.

Sinnlos, das Ganze. Wie anderes.

Die Heizung will auch nicht wie sie soll. Mal heiß, dann eisekalt.

Der Lüftungsdeckel der Badbelüftung scheppert bei jedem Windzug.

Die Gardine weht bei offenem Fenster ins kleine Zimmer.

Nur ich tue nichts.

Ach doch: lesen. Tee trinken. Schlafen. Warten.

Manchmal wütend. Auf was? Dann wieder traurig. Warum?

Im Traum begegnet mir der weiße Wolf vom zweiten Jakobsweg.

Der mich wie ein stummer Begleiter nach Ponferrada brachte.

Dem ich mein Leben erzählte. Da er so aufmerksame Augen hatte.

Einsam fühlte ich mich an jenem Tag. Fürchtete mich ein wenig.

Bis dieses Tier unvermittelt auftauchte und sich nicht verscheuchen ließ.

Eigen - sinnig. Wie ich selbst wohl auch.

Vielleicht hilft mir das jetzt.

Morgen stehen die Blutwerte fest. Kreatinin und TSH.

Am Dienstag Bauchraum - CT mit venösem Kontrastmittel.

Darauf bin ich allergisch. Auf das Jod. Nicht auf das CT. Na prima.

Wieder mal eigen...