Was besitzt man nicht alles an Unfug? Unsinnigem? Unnötigem?

Warum ist es trotzdem so schwierig loszulassen?

Ich merke schon: Wieder einmal eine Nacht der Fragezeichen.

Ich bin zu Hause. Nicht in der Welt. Sondern daheim. Heute jedenfalls.

Zwei Tage und Abende lang habe ich (aus)sortiert. Eingepackt.

Lebenserinnerungen. Lebensbegleiter. Und doch nur Materie.

Aber sie sind miteinander verbunden, ineinander verwoben. Untrennbar.

Frauen kennen das. Dieses Kleidungsstück in einer bestimmten Situation.

Jenes Teil mit dem man Vergangenheit verbindet. Und anderes auch...

 

Es gibt Dinge, von denen ich mich nie trennen würde.

Z.B. der rosafarbenen (igitt!) Fleecejacke.

Entdeckt 2007 in einem kleinen Bergdorf in einem winzigen Lädchen.

Auf dem allerersten Camino de Santiago.

Den ich mit einer tiefschwarzen Wärmehülle in Übergröße angetreten hatte.

Die wärmt noch am Ende der Welt“, hatte die Verkäuferin gesagt.

Und ich hatte geantwortet: „Ganz genau da will ich hin!“

Ich erreichte es. In rosa. Schwarz lagerte im postalischen Pilgerpaket in Santiago.

Man vergisst nicht. Jedenfalls nicht das Wichtige. Ist das richtig oder falsch?

 

Mehrfach habe ich mich das hier gefragt. Wie so vieles andere auch.

Vor meinem alten großen Flurspiegel. Dem ich nicht ausweichen kann.

Es fällt mir nicht schwer, mich auf die Treppe zu setzen. Die Masken abzulegen.

Eine nach der anderen. Um mich zu sehen wie ich bin. Heute. Jetzt. Hier.

Nirgendwo anders bin ich so. Weil ich überall fremd bin. Gast. Nicht mehr.

Dies hier ist mein Zuhause. Mein Muschelgehäuse. Mein sicherer Hort.

Doch ich kann nicht hierbleiben. Morgen fahre ich zurück ins Exil.

 

Und irgendwann ins Mietlager. Um den vollgepropften Berlingo auszupacken.

Meine Sachen stehen nun an drei verschiedenen Stellen. Wo ist mein Herz?

Es kennt die Antwort sehr genau. Möchte das Schicksal zurückdrehen.

Um so einige Jahre. In denen die Welt noch in Ordnung zu sein schien.

Als ich noch mutig war. Neugierig auf das Leben. Abenteuer.

Jetzt bin ich müde. Fatique nennt man das.

Der Geist ist willig. Aber der Körper spielt nicht mehr mit. So ist es jetzt halt.

 

Es ist wie es ist. Weil es war wie war. Schrieb ich 2007. Es gilt immer noch.

Der Camino ist wie ein Lebensweg. Mit Stationen. Menschen. Siegen.

Niederlagen. Begegnungen. Abschieden. Umwegen. Einem Start, dem Ende.

Nun kämpfe ich einen mehr oder weniger einsamen Kampf. Mal mutig. Mal nicht.

An manchen Tagen fürchte ich mich. Dann wieder bin ich tapfer. Es wechselt.

Hinter einer Fassade steckt immer ein Mensch. Das ist gut so.

Mut ist es manchmal, nicht mutig zu sein. Sondern ehrlich zu sich selbst.