In aller Freude liegt oft zugleich auch schon kommendes Leid verborgen. Und wiederum im Schmerz manchmal das Glück. Je älter man wird, desto mehr weiß man um beides. Der Freitag war wohl zuviel für meine Seele. Und den Rest des Körpers. Jedenfalls war ich danach krank, bis zum gestrigen Abend. Wenn auch den Hintergrund klar erkennend, blieb Schmerz doch Schmerz und Elendigkeit eben Elendigkeit. Interessant sind sie trotzdem, die Zusammenhänge. Wie der Körper anzeigt, wenn ihm:
etwas an die Nieren geht
auf dem Herzen liegt
den Kopf zerbricht
nicht zu verdauen ist
im Nacken sitzt
Nun ist es hoffentlich ausgestanden. Der Blick nach vorn gerichtet. Ich werde stark sein müs- sen. Wie schon so oft in der Vergangenheit. Aber EINER hält mich. Und der Frühling steht be- vor. Alles wird gut. So hoffe ich. In uralten Papieren fand ich heute eine Kladde mit Gedanken. Die erste Seite passt gut.
All' das Vergangene
die gelebten Leidenschaften
der Alltag und die Wolkenkuckucksheime
die Verzweiflungen und Freudentänze
Zärtlichkeiten und Entfremdungen
Augenblicke wie Ewigkeiten
geflohene Jahre und erfüllte Zeiten
all' die Leben, welche ich schon lebte
die Widersprüche und Verbundenheiten
das Erkennen und Vergessen
die Ängste und die Hoffnungen
dieses fragende Gesicht im Spiegel
alle diese Bruchstücke und Facetten
- das bin ich.
(@Gabriele, 1988)