Draußen ist es wärmer als drinnen. Vielleicht sollten wir auf die Terrasse umziehen?

Der Frost nagt an mir. Frisst sich brutal hinein in Gelenke, Organe und Kopf.

Obwohl darin im Grunde gar kein Platz mehr frei ist. Für einen zweiten Feind.

Vielleicht bekämpft einer den anderen? Oder beide verbünden sich.

Für oder gegen wen oder was? Heilen oder vernichten?

 

Gemeinsam sind wir stark. Rede ich mir ein. Ich, als eingefleischte Singlefrau.

Der es nie in den Sinn kam, dass ein Mann in ihr Leben passen würde.

Jedenfalls nicht in das, das nach dem Berufsleben kam. Überraschend. Ohne Wahl.

Als vom gewohnten Einkommen nur noch ein Sechstel übrig blieb... 

"Geht nicht, gibt's nicht?" Leider doch. In einem der reichsten Länder der Erde.

 

Meine Fehler? Vorgesorgt. Haus und Eigentumswohnung vom Mund abgespart. Fatal.

Das freut den Staat. Und darum Pech gehabt! Also verkaufen und davon leben.

Zuerst die Wohnung, nun das Haus. Was danach kommt? Nichts. Was auch?

Vielleicht ist gerade das der große, geheime Plan?  Riestern, sparen, Eigenheim.

Damit man dem Staat nicht zur Last fällt, am Ende. Doch wie alt wird man?

 

Meine Rente wird nach meinem Tod verfallen. Die des Großen auch. Ins Nirwana.

Hey, genauso geht das! Schon wieder "Klagemauer"? Ich darf, es mir ist kalt. Sehr!

Und der Große (er)trägt dieses Schicksal mit mit. Nach schon 45 Arbeitsjahren.

Und wenn er 225 Jahre alt wird, hat er sein Haus komplett abbezahlt. Hurrah!

Er könnte allerdings in meins, ich in seins. Dann reichten 112 Jahre. Bei Sparsamkeit.

 

Sparsamkeit. Was ist denn das nun genau in unserem Fall?

Ich habe keine Heizung, kein warmes Wasser, Licht nur in einzelnen Räumen.

Der Große hat das alles, aber lebt mit mir von Lebensmitteln über Verfalldatum.

Resten von den Firmenbüfetts, Obst für die Angestellten. Geteilt mit mir.

Satt wird man auch davon, irgendwie. Wenn man seine Ansprüche reduziert.

 

Was das mit uns macht? Es macht stolz. Und erniedrigt zugleich.

Zeigt uns, was Menschen wert sind. Dem Staat und der Gesellschaft.

Wir sind Menschen, die mit ihrer Leistung genau dies beides mit aufgebaut haben.

Kinder aufgezogen, zu guten, gebildeten Bürgern hingelenkt. Gemeinsam vier.

Das hilft uns nichts. Mancht zornig. In einsamen, verzweifelten Momenten.

 

 

Wir sind beide um die 60 Jahre alt. Einer weniger, eine mehr. Warum frieren wir?

Schlafen mit Kapuzenpulli, Leggings (er), Mütze, Fleece, Merino (ich)? Wärmflaschen.

Essen, was andere verschmähen, waschen uns kalt, zählen verbleibende Wintertage.

Weil wir uns eben nie auf andere, sondern immer auf uns selbst verlassen haben!

Wahrscheinlich ist gerade das grenzenlose Dummheit: Trotzdem bin ich stolz darauf.

 

Zeitungskommentar:

Bevor geleistet wird, wird den Leuten das Wenige genommen,

das sie haben, zum Teil mühsam aufgebaut. (...)

 

 

 

 

Sorry, aber manchmal fragt man nach dem Sinn, von dem, war wir als normal erachten...