Ein Haus wie alle anderen auch. Nur hat dieses einen Garten und eine weite Sicht über Felder, eine verglas- te Veranda, liegt am Ende des Ortes ohne Nachbarn Wand an Wand. Ansonsten alles wie gehabt. Für den Bastler, geeignet für Handwerker, sanierungsfähig, renovierungsbedürftig, zu schleifender Rohdiamant, für Mutige. Die Bilder gleichen sich, die Städte auch. Manchmal bringe ich inzwischen die Einwohlerzahlen durcheinander. Und die Quadratmeter.

Seit drei Jahren steht das Objekt leer, schon oft habe ich es auf verschiedenen Immoportalen registriert. Immer hat mich etwas abgehalten, darauf zu reagieren. Nun lese ich genauer nach. Google die Landschaft, Bahnverbindungen, Entfernungen. Zur Seehafenstadt und nach Hamburg. Wo fände man Versorgung, gäbe es eine Klinik, einen Baumarkt, eine Bücherei? Existiert ein youtube-Video? Finden sich noch Bilder im Web?

Danach hab' ich geschrieben. Gewartet. Privatverkauf. Da hängt man vermutlich nicht ständig am Rechner?! Es ist unwahrscheinlich, dass mir jemand nach all' der Zeit zuvorkommt. Aber trotzdem... Noch ein Tag. Nichts. Die Fragen aufgelistet,  Bahnverbindungen daneben, der Dienstag wäre gut für eine Besichtigung. Allen Mut zusammengenommen und angerufen. Eine müde ältere Stimme. "Das Haus? Das ist so gut wie verkauft, nur der Notartermin fehlt noch. Es stand so lange leer, jetzt bin ich froh, wenn es weg ist!" Das verstehe ich, wünsche einen schönen Abend und lege auf. Ganz still ist es im Raum. Nur der Wecker tickt leise und der Sekundenzeiger springt weiter. Draußen schreit schon wieder das Nachbarskind.

 

Bald werde ich auf einem Flughafen stehen. Abschied für lange Zeit. Wenn ich nur stark bin!

Lesen lenkt ab. Ein Kapitel, oder zwei. Ich blättere um. "DRITTER TEIL Indien" steht da.

Muss nicht sein! Das Kind schreit immer noch. Und mein Blick folgt dem Uhrzeiger.

 

 

 

Wie lange wird es noch dauern, bis etwas geschieht?