Alles ist anders, erscheint mir fremd.

Obwohl ich doch zu Hause bin. Daheim.

Doch nichts ist mehr wie es war.

Damals als ich einzog, mit den Kindern.

Raum für Raum wohnlich machte. So, wie Geld da war.

Zwei Jahre lang gab es keine Küche.

Nur einen Zweiplattenkocher im Bad.

Einen geschenkten Kühlschrank. Auch dort.

Gespült wurde in Eimern, in der Badewanne.

Es ging, irgendwie...


Unter dem neu erstellten Dach verlegte ich Stromkabel.

Baute nach und nach neue Fenster ein.

Verkleidete die Dachbalken mit Profilholz.

Baute ein Bad ein. Kaufte Möbel, erstellte manche.

Es wurde die Kinderetage.

Noch heute höre ich ihre Schritte auf den Holzstufen.

Die Stimmen. Rufe. Ihre Musik. Lachen. Streit. Endlose Telefonate.

Zuerst ging mein Zwerg. Dann die Große.

Und der Letzte im Streit.

Danach wurde es wahrhaft totenstill.

Das Leben hielt den Atem an, irgendwie...


Auch ich ging fort. Ebenfalls nach Hamburg.

Harte Jahre voller Arbeit. So manchem Kummer.

Dann die Frühverrentung und ein Ruf aus der Ferne.

Ich ging auf meinen ersten Camino.

Eine der vielen Herbergen beeindruckte mich.

Sie verfügte über dicke Deckenbalken.

Auf welche ich in einer schlaflosen Nacht schaute.

Weil sie mich erinnerten.

An mein eigenes Haus, irgendwie...


Nach Jahren betrat ich es wieder. Und kehrte zurück.

Um es zu renovieren und zu verkaufen.

Dachte ich. Aber es kam anders.

Bedrückende Erinnerungen holten mich ein.

So arbeitete ich das auf, vor dem ich einst davongelaufen war.

Weinte bittere Tränen. Schrie in mancher Nacht die Wände an.

Vor Verzweiflung. Und Einsamkeit.

Weil die Vergangenheit auferstand, irgendwie...


Vier Jakobswege bin ich gegangen. Den letzten von Emden aus.

Verletzt kehrte ich zurück. Äußerlich und innerlich.

Strahlend hatte ich heimkehren wollen, doch so war es nicht.

Möbel begann ich zu bauen. Skulpturen. Ich malte und nähte.

Das Haus blieb mir. Vertraut und gewohnt.

Als beschütze es mich und hielte mich zugleich fest.

Bis zu jenem verhängnisvollen 26.Mai 2015.

Der wiederum alles dramatisch veränderte.

Und zur Folge hatte, dass ein Mensch in mein Leben trat.

Der es mir nicht immer leicht gemacht hat, irgendwie...


Nun reiße ich die Wände des alten Hauses auf.

Finde in der Strohdämmung alte Zeitungen. Und uralte.

Der Raum ist nicht mehr wie er war. Nackt. Kahl. Dunkel. Fremd.

Ich bin nicht daheim in ihm. Er ist/war einmal meine Küche.

Jetzt sehe ich uralte Steine. Die frühere Esse. Schwarz gebrannt.

Wie sie es vermutlich schon im Baujahr 1565 war.

Als eine Familie hier wohnte und im EG einen Segelladen betrieb.

Was würde sie empfinden, käme sie heute zurück?

So viel anders wäre es im Moment für sie nicht.

Ihre Hände würden über die Wand streichen. Würden sie lächeln?

Es ist mehr ihr Haus, als es meines wurde in dreißig Jahren.

Nun, da ich unter seine bisher verborgene Haut schaue. 

Irgendwie...