Die Nacht auf den 6.Januar ist angebrochen.

Man nennt sie auch „Dreikönigsnacht“ und „Nacht der Wunder“.

Es war um Mitternacht an der Zeit,

meinen letzten Wunschzettel in die Hand zu nehmen.

Bei Kerzenschein und mit (etwas) bangem Herzen.

Denn dieser würde nicht draußen verbrennen,

sondern von mir als einziger gelesen werden.

Mit dem Auftrag, seine Erfüllung in die eigenen Hände zu nehmen.

Vor zwei Varianten hatte ich mich insgeheim gefürchtet.

Aber keiner von diesen war es, welche Erleichterung!

 

Rituale oder Brauchtum mag man belächeln.

Aber seit Urzeiten begleiten sie uns Menschen.

Ein tieferer Sinn liegt in ihnen, der mit Aberglauben wenig zu tun hat.

Eher mit unserem Inneren, das viel über uns weiss.

Alles, was wir in der Realität gern verleugnen.

Dreizehn Wünsche zu Papier zu bringen erschien mir anfangs

wie eine Bürde.

Fünf oder sechs wären vielleicht nicht schwierig gewesen,

aber so viele??

 

Als ich dann schrieb, war es mir noch nicht wirklich klar.

Aber mit jeder Rauhnacht und jedem „abgesandten“ Wunsch

wurde mir die eigentliche Bedeutung des Rituals immer deutlicher.

Was wünsche ich mir für mein Leben wirklich?

Was fehlt mir, wonach sehne ich mich?

Was ist der allerwichtigste Wunsch, welcher wäre nebensächlicher?

 

Es war leicht zu verstehen, dass es um das Leben selbst geht.

Denn wenn wir das nicht haben, brauchen wir nichts sonst mehr.

Schmerzen und Krankheiten nehmen uns alles.

Besitz hilft uns gar nichts. Kein Geld, kein Gold.

Mit jenen Menschen die wir lieben, möchten wir „gut“ sein.

Sie um uns haben, in die Arme nehmen können.

Während wir „böse Geister“ verjagen und vertreiben möchten.

Warm soll es um uns sein, sicher möchten wir uns fühlen.

Ein Auskommen haben, ohne Not und Furcht.

Die Erde braucht unseren Schutz und unsere Hilfe,

so wie wir sie brauchen, ihre Luft, ihr Wasser, ihre Früchte.

 

Und etwas sollte da sein, das wir tun können,

worüber wir uns freuen, das einen Sinn ergibt.

Ein Ziel, ein Traum, eine Aufgabe, damit das Leben lohnt!

Manchmal vergessen wir das alles. Im grauen Alltag.

Wenn es uns nicht gut ergeht. Pflichten uns auffressen.

Sorgen und Nöte alles andere in den Hintergrund drängen.

Dann ist es gut sich zu besinnen, auf das, was wirklich wichtig ist.

Was auf meinem Zettel stand und ich selbst erfüllen muss?

 

Ich lebe wieder und vegetiere nicht nur vor mich hin!

 

 

 

"In dem Augenblick, in dem man sich einer Aufgabe verschreibt,
bewegt sich die Vorsehung auch.
Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären,
geschehen, um einem zu helfen."

 

-Johann Wolfgang von Goethe-