Das kleine Kind war wie ein Windhauch. Vielleicht, weil es sich dank seiner Fragilität leicht verstecken konnte. Zwischen zwei nebeneinander stehenden Schränken zum Beispiel, wie es bei Frisiertisch und Kleiderschrank im Schlafzimmer der Fall war. Oder unter dem niedrigen Couchtisch im Wohnzimmer, der mit einer langen Stoffdecke und einer gehäkelten darüber ein ideales Versteck darstellte. Manchmal auch im Flur, wenn im Winter lange Mäntel und warme Jacken an den Haken hingen. Fast immer trug es sein Fußbänkchen mit sich herum, als sei es irgendwie auf der Wanderschaft und bei der Suche nach einem stillen und sicheren Ort, an dem es sich für eine kleine Weile unent-deckt und unbehelligt verbergen konnte.


Manchmal saß es lange ganz starr, ohne jegliche Bewegung da und hielt den Atem an. Als sei es ein Stockschirm, ein Möbelstück, oder der Staubsauger mit dem langen Schlauch. Auf diese Weise gelang es ihm oft, im dunklen Flur von der Mutter nicht entdeckt zu werden. Es hatte schon sehr früh gelernt, dass dies die beste Methode war den Tag zu überstehen. Ohne Geschrei, ohne Gezerre, ohne Schläge und Wutanfälle, denen es sonst ausgesetzt war. Es schien fast, als habe die Mutter seine Anwesenheit gänzlich vergessen und mache sich deshalb erst gar nicht auf die Suche. Vielleicht war es auch so etwas wie eine stille, nie ausgesprochene Übereinkunft: "Ich wollte nicht, dass du auf der Welt bist, also verhalte dich so, als wärest du es nicht!"


In der Nacht erklomm das Mädchen zuerst den Badewannenrand und von dort aus die Fensterbank, um das kleine Fenster weit zu öffnen. Der Wind rief nach ihm und es kletterte hinaus, um sich abzustoßen und immer höher hinauf und weit davon zu fliegen. In die Freiheit, die es am Tag nie hate. Es wusste, dass es in seinen Träumen keinerlei Drangsal ausgesetzt war und tun konnte, was immer es sich wünschte. Himmel und Erde schienen kein Ende zu nehmen und das Kind war glücklich und unbeschwert. Losgelöst, aus seinem ansonsten bitteren und traurigen Alltag.


Früh lernte es zu lesen und in Druckschrift zu schreiben. Vielleicht, weil auch das so etwas wie fliegen war. In unendlich ferne Welten, von denen die Bücher erzählten. Zu Menschen, die ganz anders lebten, in kleinen Halbkugeln aus Eis zum Beispiel. Von Tieren, die sehr weise waren und manchmal sprechen konnten und Schiffen, in denen Menschen ganz tief unten im Meer lebten. Und einem ganz besonderen Wesen am entgegengesetzten Ort, das Engel bei sich hatte und sie zu den Menschen in Not schickte, damit sie bei Gefahren nicht allein und schutzlos waren. Die Großmutter hatte davon erzählt und dem Kind versprochen, dass sie es nie verlassen und immer beschüt-zen würde. Weil man im Himmel alles sehen könne was man liebe, und darum darauf aufpasssen könne.


Als das Kind zum ersten Mal das Meer sah und wie es am fernen Horizont auf den Himmel traf, da rannte es so schnell es nur konnte die Dünen hinab und bis hinein ins Wasser. Das schien unendlich zu sein, sich immer weiter fortzusetzen, wie der strahlend blaue Himmel mit seinen weißen Wattewolken auch. Das Kind war glücklich!


Die Jahre vergingen und aus dem zarten Mädchen wurde eine schmale junge Frau. Nun selbst Mutter. Es ergab sich eine Nacht, in der sie sich im Traum erinnerte, wie sie früher hatte fliehen können. Und so nahm sie ihre kleine Tochter in den Arm, presste sie ans Herz, so dicht und fest es nur ging, um sie ja nicht zu verlieren. Sie kletterte aus dem Fenster und schwang sich mit einem gewaltigen Absprung in die Luft. Ach, wie groß war der Schreck, als sie erkannte, dass man mit einem Flügel nur sehr schlecht fliegen konn-te. Rasch merkte sie, wie mühsam und anstrengend das war. Mit dieser Erkenntnis wachte sie auf und verstand, dass die Kindertage Vergangenheit und nicht zurückzu-holen waren.


Jahre später versuchte sie es ein letztes Mal. Vielleicht, weil sie so im Schlaf erneut versuchte aus einer großen Not zu entfliehen. Doch sie hielt jetzt in beiden Armen ein kleines Wesen, das sie in die Freiheit mitnehmen wollte. Wie bitter überkam sie nach dem Absprung die Erkenntnis, dass sie nun keinen einzigen Flügel mehr hatte, der sie hinauf in die Lüfte würde tragen können. Zu fliegen war unmöglich geworden...





To be continued ...








Ich schreibe dieses Lied, um dir zu sagen, 

dass 'n Schmetterling doch auch nicht in 'nen Käfig passt.


Und egal was sie reden, sie verdien'n keine Tränen. 

Sei' einfach du selbst in deinen schönsten Farben. 

Du brauchst keine Zweifel, keine Angst zu haben. 

Lass dich nicht runterzieh'nDas hab'n sie nicht verdient!  

 

Und dann lässt du alles, was dich einsperrt, einfach los. 

Und du еrkennst, es ist niemals aussichtslos.

 Wеil da immer jemand ist,

 bei dem du sein kannst, wer du bist. 

 

Schmetterlinge fliegen oft allein

Und ja, ich weiß, es ist nicht immer leicht für dich. 

Weil du nicht so wie die ander'n bist. 

Doch glaub' mir, Schmetterlinge fliegen oft allein. 


Doch da wird immer irgendjemand sein, 

der dich mag, weil du anders bist  


Du hast dich oft gefragt, wieso die Menschen so sind

Schließen andere aus, als wär'n sie farbenblind. 

Sie haben dich nicht geseh'nDoch du bist wunderschön.   

Und dann lässt du alles, was dich einsperrt, einfach los


Und du erkennst, es ist niemals aussichtslos. 

Weil da immer jemand ist

Bei dem du sein kannst, wer du bist...