Es war eine abenteuerliche Reise, bis in den kleinen Kurort.

Mit Auto und Bahn. Um überhaupt nach Thüringen zu kommen.

Innerhalb eines Tages, zu erschwinglichem Preis.

Vom Bahnhof geht's erschöpft zur Ferienwohnung, zu Fuß.

Oh, ist die schön, ich fühle mich gleich wohl!

Und die (älteren) Vermieter sind herzlich und freundlich.


Nun gilt es das Haus zu finden, dem mein Kauf-Interesse gilt.

Und das fällt mir ganz leicht.

Überraschung: Was auf den Fotos wie Sandstein wirkte ist Holz.

Warm fühlt es sich an und weich. Du bist schön, so denke ich.


Erst am nächsten Abend haben die Verkäufer Zeit.

Also entdecke ich den Ort, in dem ich ihn komplett umlaufe. 

"Stadtmauer-Wanderweg" nennt sich das.

Vieles ist malerisch und begeistert mich.


Auch eine Kirche mit hölzerner Krippe in realer Größe.

Der Ochse ist riesig, die Schafe sind dick und rund.

Als mein Blick zu den drei Königen schweift bin ich erstaunt.

Denn der dritte ist Jakobus, mit Schlapphut und Muschel.

So eine Zusammenstellung habe ich noch nie gesehen.

Darüber muss ich später unbedingt Informationen einholen!


In jeder Nische brenen Kerzen, liegen kleine Zettel.

Es ist "Kinder-Woche", sie durften gestalten und taten es.

Die vielen Gärten haben die Erwachsenen entstehen lassen.

Nicht weniger liebevoll, aber leider geschlossen.

Es ist Februar, was will man verlangen?!

In einem originellen Café bietet sich eine Pause an.

Die Einrichtung könnte von mir gebaut sein.

Da fühle ich mich gleich zu Hause.


Irgendwann ist's Zeit für die Besichtigung, also los!

Die Verkäufer sind nett und aufgeschlossen, nehmen sich Zeit.

Aber es geschieht, was nicht sein sollte:

Es war "Opa's Haus", das fällt in jedem zweiten Satz.

Da hatte er... Dort stand... Er sagte immer... Als er starb...

Das Haus kommt nicht zu Wort.


Es ist wohl der größte Fehler, den Verkäufer machen können.

Zutexten. Ersticken. Ungute Bilder entstehen lassen...


Opa, Opa, Opa. Sollte es so sein?

Ich nehme den Begriff mit in den Schlaf, träume davon.

Wie war er, mein Großvater? Nannte ich ihn "Opa"?

Vermochte er überhaupt noch zu erkennen wer ich war?

Meine Erinnerungen steigen auf, bedrücken mich.

Ich werde darüber nachdenken. Es muss wohl sein, ist an der Zeit.


Er nannte mich Gabriel, in seiner Demenz.

Immer auf der Suche nach seinen beiden Söhnen.

Als Kleinkinder verstorben (einer an Impffolgen).

Er zimmerte ihnen damals Särge, karrte sie zum Friedhof.


"Bist du Willi", fragte er mich, "oder Fritz?"

Aber ich war nur ein kleines Mädchen.

Mit dem er nichts anzufangen vermochte.

Ach, Opa, nicht einmal du empfandest Liebe für mich...