Als ich in der vorigen Woche zurück ins Exil fahren wollte,

da gab der vollgepackte Berlingo äußerst unangenehme Geräusche von sich.

Was tun? Zurück zum Haus? Oder die 25km am Deich entlang riskieren?

Klar, wie ich mich entschieden habe. Wenn auch mit Herzklopfen.

 

Es war dann das, was ich auch befürchtet hatte. Der Auspuff.

Sechzehn Jahre alt. Also überreif. Wie das ganze brave Fahrzeug.

Es wird 23. Wie ähnlich mein Computer. Oder das Netbook, auf dem ich tippe.

Passt alles irgendwie zu mir. Ich bin ja auch alt. Aber (noch) brauchbar.

 

Vom Haus will ich gar nicht reden. 564 Jahre – das ist ein stolzes Alter.

Wer ist hier nicht alles geboren worden? Hat die Welt verlassen?

Mein/unser Anteil an dieser Geschichte ist mit 30 Jahren fast nichts.

Ein Wimpernschlag. Bedeutet für mich aber fast mein halbes Leben.

 

Langsam habe ich nun Breschen in den Inhalt der Räume geschlagen.

Als ich heute herkam, da hatte ich zum ersten Mal dieses Gefühl.

Dass sich an einigen Stellen so etwas wie Leere ausbreitet.

Sich etwas verändert. Auch in mir. Ich beginne loszulassen. Ein wenig.

 

Der Berli hat eine Abgasanlage vom Schrottplatz bekommen. Für 20€.

Und der Große hat sich unter dem Auto mit dem Einbau abgequält.

Danach konnte das Lager aufgesucht und weiter befüllt werden.

Nun bin ich zurück hier. Der nächste Akt nimmt seinen Lauf.

 

Aufgegeben wird nicht! Am Montag bis mittags mit auf einer Baustelle.

Danach Lageraktion. Ich bin müde. Oft. Schrieb ich schon.

Man kann aufgeben. Sich hinlegen. Dem Schmerz ergeben.

Aber dann ist man verloren. Das wäre der Anfang vom Ende.

 

Aber so war ich nie und so möchte ich auch nicht sein.

Jetzt erst recht“, das denke ich oft. Und noch ist das möglich.

Es wird eine andere Zeit kommen. Eine ganz andere. Da geht nichts mehr.

Aber sie ist noch nicht da. Käme auch absolut unpassend. Gerade jetzt.

 

Wenn das Haus leer ist, werde ich von oben bis unten renovieren.

Also tapezieren, streichen, die letzten neuen Böden verlegen.

Ich habe sonst nichts zu verkaufen, das Wert hat, siehe oben.

Darum muss ich den bestmöglichen Preis erzielen. Ihn erkämpfen.

 

Das war ich immer schon. Eine Kämpferin. Ein Mensch mit viel Mut.

Sollte sich ein Käufer/Investor finden, dann gilt es mich aufzumachen.

Um mein Gelöbnis einzulösen. Auf (m)einen letzten Camino zu gehen.

Bei der Räumerei finde ich Erinnerungen an die anderen Jakobswege.

 

Fotos. Pilgerpässe. Urkunden aus Santiago. Freundschaftsarmbänder.

Bräuchte es nicht. Die Wege mit ihren Begegnungen sind immer präsent.

Wie könnte ich all`diese Abenteuer vergessen. Die Menschen.

Eine große Liebe, die dort begann. Seelenfreundschaften.

 

Wenn ich wieder dort sein werde, werde ich mich noch anders erinnern.

An Gespräche. Tanzen. Lachen. Freude. Schmerz. Tränen. Leid.

Ich lese quer. Auf Jakobusinfo –Seiten. Bereite mich ein wenig gedanklich vor.

Vielleicht geht ja alles schnell? Und ich stehe (erneut) am Fuß der Pyrenäen.

 

Eigentlich sage ich jetzt zwangsläufig ziemlich oft: „Ich kann nicht!“

Aber dort werde ich hoffen. Die 800km zu schaffen. Dann erst recht!