Manche Tage kann man einfach nicht beschreiben.

Man kann sie nur erleben. Oder besser: überstehen...

 

Meine neuen Nachbarn im Haus rechts sind polnische Monteure.

Kettenraucher und Handynutzer. Beides unter meinen Fenstern.

Die Kippen landen unter meinem Auto (wo denn auch sonst?).

In den Lautsprecher brüllt man – schließlich ist Polen weit weg!

Heute wurde ein Geburtstag gefeiert. Mit nettem Besuch.

Ebenfalls Monteure. Auch durstig, rauchabhängig und telefoniersüchtig.

Die genaue Beschreibung dieser Achtstundenfete unterschlage ich.

Man kann sie sich vorstellen.

 

Einschließlich „Happy birthday“ - Mänerchor viertelstündlich.

Die Textsicherheit ließ mit jeder geleerten Flasche nach.

Dafür nahm die Lautstärke entsprechend zu.

Leider war es ein heißer Tag mit offenen Fenstern.

Bei den Feiernden. Und bei mir. Der Wintermuff soll raus.

 

Auch links sind neue Nachbarn eingezogen. Ein bulgarischer Roma-Clan.

Gestern habe ich zwanzig Mitglieder gezählt.

Dreizehn Kinder, sieben Erwachsene und eine Hundewelpe.

Sie rauchen nicht draußen, trinken nicht. Singen nicht.

Aber brüllen gleichzeitig in mehrere Handys. Und sich gegenseitig an.

Wirkt ständig wie kurz vor einem Mord.

Der Hund ist erst kurz da, aber hat sich schon angepasst.

Ich bin auch erst kurz da, aber offenbar anpassungsunwillig.

Obwohl, so Mordgedanken überkommen mich zeitweilig...

 

Der Tag hat mich geschafft.

Oktoberfest – Bierzeltstimmung, Kirmes und Fußballendspiel gleichzeitig,

so ein Krawall ist ein bischen viel für mein Alter.

Jedenfalls ab sieben Uhr morgens bis dreiundzwanzig Uhr abends.

Gerade sind sie verdächtig ruhig?! Haben sie sich gegenseitig erwürgt?

Hat ein Nachbar sie gemeuchelt? Die Polizei Verhaftungen durchgeführt?

 

Ach nein, der Hund bellt sich gerade die Seele aus dem Leib.

Der arme Kerl tut mir leid. Die Kinder auch. Nicht alle.

Ab Schulalter haben sie Sprüche drauf, da ist man sprachlos.

Bei Hunden sagt man, das Problem liege am anderen Ende der Leine.

Nun sind Kids nicht angeleint, aber wären sie es: siehe oben!

 

Im Moment bin ich ohnehin etwas dünnhäutig. Quäle mich hier ab.

Versuche mich Schritt für Schritt von der Vergangenheit zu trennen.

Das reicht mir eigentlich schon. Verschärfte Haftbedingungen wären unnötig.

Doch dann bewerte ich es anders.

Diese auf Krawall gebürsteten Menschen erleichtern mir den Abschied.

So gesehen sollte ich ihnen geradezu dankbar sein.

Es gilt nur noch mehr zu üben. Im Bereich Altersweisheit.

 

Ach, da ist ja noch der Freund seit vielen Jahren gegenüber.

Den sieht und hört man fast nie. Gerade das mochte ich immer.

Nun ist's befristet. Er verkauft sein Haus.

Gestern waren Investoren da. Geschniegelte. Mit Protzauto.

Aus dem Gründerzeitaltbau soll wohl ein Apartmenthaus werden.

Mit vielen kleinen Studentenwohnungen.

Großbaustelle auf Jahre. Gerüste, Arbeiter, Maschinen, LKW'S.

Ich bin dann mal weg.

Da wär' meine Toleranzgrenze nämlich endgültig überschritten!!

 

Und wo bleibt dann die Weisheit? BUDDHA hat eine passende dazu:

 

Sollten wir heute nicht gar so viel gelernt haben,

so war es doch immerhin ein wenig.

Und sollten wir nicht einmal ein wenig gelernt haben,

so sind wir doch wenigstens nicht krank geworden.

Und sollten wir krank geworden sein,

so sind wir doch wenigstens nicht gestorben.

Seien wir also dankbar!

 

Dem kann ich nichts hinzufügen. Ich bin einfach nur dankbar. Es ist Nacht, wie schön!