Die helle Seite:
Erinnerungen an meinen jahreszeitlich schönsten Camino im Herbst 2007
Original - Tagebuch von damals
4.10.07: Leon - Villadangos (zum Teil mit 2 gesundheitlich stark angeschlagenen Weggefährtinnen)
Aufbruch des Quartetts in Leon (Nr.4 fotografiert)
Stundenlang öde Gewerbegebiete hinter Leon
Und weiter an der Straße entlang, durch scheinbar menschenleere Dörfer
In Villadangos finde ich die Herberge nicht, treffe erschöpft auf den Pfarrer, frage ihn.
Er antwortet, ich solle zuerst ein Gebet sprechen, schließt die Kirche auf, wirft die Glühbirne
hinter der Santiagostatue an, zeigt mir den "Donativo"kasten - und verschwindet...
Ende gut (mehr oder weniger) alles gut, am Abend mit einer meiner Weggefährtinnen.
Wir werden gemeinsam zwei Wochen später in Santiago in der Kathedrale stehen.
5.10.07. Villadangos - Astorga, Sommerwetter im Herbst
Kühe haben in Dörfern immer Vortritt
Astorga mit seinem verzauberten Bischofspalast von Antoni Gaudi
Bei jedem Camino war ich begeistert dort und entdeckte neue Elemente
"Mein" Engel, dessen Gesicht ich im Fieber auf dem 1.Weg schon Wochen vorher sah
Seitdem beschützt er mich in meinen Gedanken, wenn ich mich fürchte, oder leide
Auch dieser ist faszinierend, man könnte ewig verweilen
Die Ausstattung der Kathedrale Santa Maria ist mir insgesamt zu "protzig"
Aber natürlich ein MUSS für jeden Pilger
Und wer sich für künstlerische Gestaltung interessiert, der nimmt auch viel mit
Seit Wochen arbeite ich an einem großen Spiegel mit Engeln, er ist blau. Zufall?!
6.10.07 Astorga - Rabanal Hitzeschlacht und fast 300 Höhenmeter Anstieg
Ach, liebe starke Gefährtin, nie werde ich dich vergessen
Und auch dich nicht... Ob du heute noch oft so lächelst?
Der Weg war lang und einsam, mein Tempo wieder zu schnell für die Gefährten
Immer noch eine Steigung, stets aufwärts bei 30°. Als ich nicht mehr mochte: GO auf dem Asphalt. Zufall?!
Eine der ersten Pilgerinnen war ich und wurde speziell mit Cidre verwöhnt
Sechs spanische Machos, eine deutsche Pilgerin und viel köstlicher Apfelschaumwein mit 5% Alkoholgehalt
Es gab noch Bier mit Franzosen, eines mit Pilgern aus Mecklenburg. Und da war da noch der Trupp Jäger.
Diese Spezies Mann liebe ich ganz besonders! Vor allem laut und angetrunken!
Dieser Anblick erwärmt wohl jedes (Pilger-) Frauenherz!
Ich verfütterte mein Schinken-Bocadillo durch die Gitter an die meist einäugigen, geschundenen Kreaturen.
Als die Gefährtinnen Stunden später eintrudelten, waren alle Besucher fort. Als wäre gar nichts gewesen...
Die Email, auf welche ich in Astorga so inständig hoffte, ging erst viele Wochen später ein.
Den Mann um dessen Unfalls willen ich den Camino ging, sah ich erst Monate später wieder.
Der Weg aber, der wird mir immer bleiben! Als wäre ich ihn eben gerade gegangen...