Seit Dezember lebe ich nun unfreiwillig in einem Dorf.

Dessen Namen mit ...moor endet. Im Moor...land. Mehr geht fast nicht.

"Moordorf" gibt's auch. Aber da mag keiner gern wohnen.

Obwohl das dortige Moormuseum sehenswert für Unwissende ist.

In einer Metropolregion geboren und aufgewachsen, ist mir hier alles fremd.

An Verhaltensregeln. Tratsch und Dresscode. Vorgartenstyling.

Und soll es möglichst bleiben. Hier möchte ich gar nicht dazugehören.

Und da der Große Brandenburger ist, sind wir beide "die Auswärtigen".

Es gibt noch andere mit "Aus".

Die sind in der dörflichen Rangliste noch eine Stufe weiter hinten angesiedelt.

Da haben wir gerade noch Glück gehabt.

Wobei die anderen "Aus" sehr nett und freundlich unterwegs sind...

 

 

Vor ein paar Wochen eine Hausbesichtigung.

Ortsnahme nicht mit "Moor" und auch ohne "Dorf.

Aber letzteres war es natürlich, jedoch endend mit "torf".

Und Busse gab es wie gewohnt nur "auf Anruf".

Dafür sämtliche Nachbarn auch hinter den Gardinen lauernd.

Wie wohl in allen kleinen Orten, mangels Ablenkung.

Fremdes Auto. Auswärtige. Was wollen die hier?

Haus besichtigen. Für drei Minuten ab Türöffnung.

Ohne mich allerdings. Ich verzichtete dankend. Der Anblick genügte.

Die Zeit von solchen Abenteuern ist für mich abgehakt.

Und manche brauche ich sowieso ganz und gar nicht.

Der Große hoffte wohl noch auf "Schätze". Vergeblich.

 

 

Nach dergestalt viel "aus", "Dorf" und "Torf" reichte es mir.

Kultur war gefragt. Augenweiden. Zur psychischen Erholung.

Fand sich auf der Rückfahrt. In Form der Künstlerkolonie Worpswede.

Sagte meinem Begleiter nichts. War mir in diesem Fall schnurz.

Da fahren wir jetzt hin, basta, oder ich implodiere!

Sonnenschein, der Andrang des Tages schon wieder verlaufen,

der kleine Ort schien auf mich gewartet zu haben.

"Ort", nicht "Dorf" man beachte die Wortwahl.

Welten liegen dazwischen... Ich hätte gleich dableiben mögen...

Idealerweise auf Heinrich Vogelers Barkenhoff (frisch saniert).

Oder im Wohnhaus von Paula Modersohn-Becker.

Die damals die dörfliche Abgeschiedenheit bewusst suchten.

 

 

Ich hingegen ersticke in ihr. Wünsche mich (jedenfalls von hier) weit fort.

Und bin doch in ihr verstrickt und gefangen.

Noch...

 

 

Wie schrieb schon Rainer Maria Rilke:

 

In diesem Dorfe steht das letzte Haus,

so einsam wie das letzte Haus der Welt.

Die Straße, die das kleine Haus nicht hält,

geht langsam weiter in die Nacht hinaus.

Das kleine Dorf ist nur ein Übergang

zwischen zwei Welten ahnungsvoll und bang,

ein Weg an Häusern hin, statt eines Stegs.

Und die das Dorf verlassen wandern lang,

und viele sterben vielleicht unterwegs.