Geh leise,

denn Du gehst

auf meinen Träumen.

(W.B.Yeats)

 

Er ist fort. Mitternacht war das Zeichen zum Aufbruch. Ein fremder (immer noch?) Mann in meinem Haus, eine sehr seltsame Situation für mich. Wir haben zunächst auf meinem Bett gesessen, da im Schlafzimmer auch mein Computer steht. Viele Fotos von den Jakobswegen haben wir angeschaut. Vielleicht war es mir wichtig, da mir die Bilder erlaubten Geschichten zu erzählen, von Begegnungen zu berichten. Von Toleranz. Rücksichtnahme. Unterschieden. Und all' dem, was Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Als Brücke. Zu dem, was ich eigentlich sagen will und nicht direkt kann (Edward, Du weißt...).

Danach liegen wir eine Weile auf dem Bett nebeneinander. Es kommt mir plötzlich zu kurz vor, es geht aber gerade eben so. Wie vieles  gerade eben so geht. Weil ich guten Willens bin. Aber zugleich längst erkannt habe, was das Trennende ist. Das ich nicht zu ändern vermag. Die Ursachen dafür erkenne und verstehe ich immer mehr. Sie liegen wie so oft in der Kindheit. Seiner. Er konnte kaum anders werden, als er es ist. Und wieder sehe ich das Verbindende. Aber nicht nur.

Dieser Mann ist sicher ein guter Mensch. Um mich besorgt. Ob seine Prinzessin auch alles hat, nicht friert, nicht schwitzt, genug isst und trinkt, sich wohlfühlt. "Kannst Du so liegen? Brauchst Du... Möchtest Du... Ist es in Ordnung, wenn ich..." Nur dieser Weg funktioniert. Und kann es doch nicht wirklich. Es ist, als seien wir auf parallelen Straßen unterwegs. Die sich nie kreuzen werden. Man kann nicht alles haben. Das weiß man mit zunehmendem Alter. Besser gesagt: man lernt es. Das erwartet man auch nicht. Aber bestimmte Parameter, die...

Ein Symbol dafür liegt direkt neben mir. Ein unscheinbares kleines Teil. Aber ich habe die ganze Zeit über an dieses Ding gedacht, während wir redeten. An dem Tag, als wir zur Stadt bummelten, um ins Eiscafe zu gehen, da fand ich wenige Meter von meinem Haus entfernt eine Mutter auf dem Bürgersteig und steckte sie ein. So etwas hebe ich immer auf. Peter lächelte. Ein paar Minuten später , am Delft, bückte er sich und gab mir eine Schraube mit den Worten: "Die passt, das sehe ich, ich bin gelernter Maschinenschlosser." So war es auch, als ich beide Teile zusammenfügte. So ein Zufall(?)! Gestern wollte ich die Mutter weiter nach oben drehen, damit sie nicht abfällt. Aber ab einer gewissen Stelle ging nichts mehr. Bis da und nicht wei- ter. Vermutlich gilt das auch für uns.

 

Er fragt, ob er morgen wiederkommen und mich abholen darf zum Strandspaziergang.

Vormittags baue ich an meiner Kommode weiter, aber danach ist es in Ordnung.

Er wird über Nacht bleiben. Vorsichtig sein. Aber das wird nichts ändern. Schade.

Sein Duft ist noch im Raum. Und ich spüre ihm traurig nach.