Es war ein guter Tag. Jedenfalls dachte ich es.

Immer noch schaue ich nach günstigen Häusern im Netz.

Viele findet man nicht mehr.

In Zeiten von Nullzinsen und Finanzflucht in Betongold.

Letzte Besichtigung vor einem Jahr.

Nun stand eines drin. Erschwinglich. Brauchbar.

Am Morgen wollte ich schreiben.

 

In der Nacht kam der Schmerz.

Umschlang mich wie eine hölzerne, unbarmherzige Liane.

Wühlte sich wie ein Raubtier in meinen Bauch.

Presste mit einem Schraubstock meinen Kopf zusammen.

Aufstehen unmöglich. Schreien auch. Was tun?

Auf das Morgenlicht warten. Wie auf eine Hoffnung.

Hinter den verdunkelten Fenstern.

 

Man denkt an so vieles. Unwichtiges. Albernes.

"Wenn ich jetzt sterbe, müssen sie mich morgen

die steile Treppe hinunter schleppen – wie peinlich!“

"Die Nachbarn werden zusammenlaufen.

Endlich was los in der Straße! Und gleich sowas!“

Man denkt vor allem an die Menschen die man liebt.

Was man ihnen vielleicht noch sagen möchte. Und nicht mehr kann.

 

An meine verstorbenen Patienten erinnerte ich mich.

Was hatte sie in ihren letzten Momenten bewegt?

In diesen allerletzten Sekunden? Die ohne Worte waren.

Sie waren bei sich selbst. Auf ihrem ganz eigenen Weg.

Und ich war bei ihnen. Aber blieb. Während sie für immer gingen.

Vielleicht begreife ich erst heute diese ganze Konsequenz?!

 

Manche Nächte scheinen kein Ende zu nehmen.

Und Tage auch nicht. Denn es folgte ein Schmerztag.

Der Große brachte mir Tabletten. Zehn nahm ich nacheinander.

Erfolg gleich null. Morphium hätte gewirkt.

Aber will man dauerschlafen?

Aufwachen, um erneut Medikamente einzunehmen?

Ich träumte auch so wirres Zeug. Irgendwie zwischen wach und Schlaf.

 

Heute stand ich vorsichtig auf. Badete. Total verschwitzt.

Mich anzuziehen war anstrengend. Zittern. Kreislaufkollaps.

Nur nicht mit dem Kopf gegen eine Fliesenwand knallen!

Halb bekleidet Banane und Kaffee eingeworfen.

Du hast tiefdunkle Augenhöhlen“, sagte der Große.

Wenn das alles ist?!“ dachte ich.

Wieder fast Nacht. Ich hab' eben dem Hausverkäufer geschrieben.

 

Wer aufgibt, hat schon verloren. Noch lebe ich.

Nur manchmal bin ich todmüde. Es ist eben, wie es ist.

 

.......................

 

 

Dein Tod wird kommen und du wirst niemals wieder

ein Sklave des Lebens sein,

der in dunklen Nächten voller Not und Qual

die Gnade einer Morgenröte erwartet...

 

- A. A. BLOK -

 

 

aus: "Colossal"