Gegen Ende Mai habe ich Geburtstag. Einen mit einer null.

Braucht kein Mensch, so empfinde ich das in diesem Jahr.

Zwei Monate vor mir hat ein Anderer Geburtstag.

Auch mit null. Allerdings liegen zwei Jahrzehnte Unterschied zwischen uns.

Und wir lernten uns vor mehr als vierzig Jahren  kennen. 

Heute kann ich aus dem Abstand heraus sagen:

Er war die Liebe meines Lebens. Die erste. Und sicher die letzte...

Noch immer finde ich am Emder Briefkasten aufgeklebte Herzen, ab und zu.

Und ärgere mich. So ein Idiot! Das denke ich dann.

Und doch bleibt unsere gemeinsame Zeit.

Die Liebe der Kids zu ihm. Und seine zu ihnen. 

Zu mir?? Ich war mir seiner nie sicher. 

Und als er mich nach zwanzig Jahren heiraten wollte, da  sagte ich: "Nein!!"

Ich hätte ihn -als Firmenchef- immer erreichen können.

Aber wollte es über all' die Jahre nicht. Darüber gingen dreißig hin...

Wie lange leben wir noch? Wer vermag das zu sagen?

Lange schaue ich mir das Foto in der Zeitung an.

Er sieht im Grunde aus wie früher, nur eben 43 Jahre älter.

Sähe er mich auch so? Vermutlich nicht.

Irgendetwas reitet mich. Ist es die Dunkelheit der Nacht? 

Oder weil ich eben las, dass sein Sohn tot ist?

Das hat mich sehr berührt, wir suchten ihn einmal am Hamburger Bahnhof.

Versunken im Drogenmilieu.

So schreibe ich einen einzigen Satz per Email.

Eine schlichte Gratulation zum Geburtstag, mehr nicht. Dürre Worte.

Aber damit habe ich eine bisher verriegelte Tür einen Spalt weit geöffnet.

Er könnte nun antworten. Das begreife ich erst danach. Zu spät...