Daheim zu sein, sich aber nicht zu Hause zu fühlen, ist eine traurige Erfahrung.

Meine Abwesenheit entfernt mich von all' dem, was mir einmal wichtig war.

Das Haus, die Räume, die Dinge darin werden mir von Tag zu Tag ferner.

Als beträte ich das Haus einer Fremden. Wie ein ungebetener Gast.

Ich vermeide etwas anzufassen, zu verändern. In diesem Museum.

In den Wänden dieser von Kälte erstarrten Welt friere ich.

Alle Kleidungsschichten und umgelegten Decken wärmen mich nicht.

 

Meine Knochen schmerzen, als sei ich uralt. Das Kerzenlicht hilft rein gar nichts.

Im Bett wird es schlimmer. Wie kann man liegen, wenn alles quält?

Ganze fünf Grad im Schlafraum und ich ertrag's einfach nicht mehr.

Die ganze Nacht über wälze ich mich herum, warte frierend auf den Morgen.

Gräßliche Alpträume folgen mir durch den nur oberflächlichen Schlaf.

Der letzte lässt mich hochschrecken, ich kann ihn lange nicht abschütteln.

 

In ihm vertraut mir eine Mutter flehend ihren kleinen Jungen an.

Es scheint Krieg zu sein und er klammert sich ängstlich an mich.

Als hinge sein Leben von mir ab. Mit ihm zu reden gelingt mir nicht.

Er spricht nur Französisch, meines ist gerade nur besser als nichts.

So trage ich das Kind auf den Armen, renne in einen ummauerten Hof.

Seltsame, sehr hohe, extrem dünne Platten stehen dort an eine Wand gelehnt.

Als ich bemerke, dass sie aus Glas sind, da ist es schon zu spät.

Der Junge greift danach, biegt sie durch, sie stürzen auf uns herab.

Gerade noch setze ich den Kleinen auf den Boden, er rennt davon.

Mit blutenden Füßchen durch die Splitter, die auf mich hinab regnen.

Ich will ihm nach, ihm helfen, ihn beschützen, aber kann es nicht.

Mein Körper ist zerschnitten von oben bis unten, blutet in Strömen.

Voller Schmerzen stehe ich in einem Meer aus Scherben und Splittern.

 

Mein Herz rast, als ich erwache und merke, dass mir tatsächlich alles weh tut.

Es wird wohl an der Kälte liegen, also schnell die vielen Teile überziehen!

Der Aufgußkaffee wärmt nicht wirklich, ich schaue auf die Uhr, warte.

Fast bin ich froh, als ich am Nachmittag abgeholt werde.

Nur ein Buch habe ich mitgenommen. Als Zwischendurchlektüre.

 

So räume ich das Wenige wieder im Zimmer an seinen Platz.

Freue mich, dass die Blumen auf der Fensterbank ihre Blüten öffnen.

Drehe das Heizkörperthermostat minimal höher, lege mich auf's Bett.

Der Raum ist klein, nur das Bett steht darin, es passt gerade hinein.

Die Tür der linken Wand geht zum Flur. Die geradeaus zum WC.

An der rechten Wand schaut man aus dem Fenster auf den Parkplatz.

An der vierten Wand kann ich unbequem im Bett meinen Kopf anlehnen.

Mein Dasein ist also ziemlich „einseitig“ geworden.

 

Die Interpretation des Traumes fällt mir daraufhin plötzlich ganz leicht.

Mein Leben ist nur noch ein Scherbenhaufen. Weglaufen unmöglich.

Doch wohin auch? Gibt es denn irgendwo einen besseren Ort?

Vielleicht hat der Kleine den Weg dahin gefunden.