Um nach Hause zu kommen, muss es erst ein Zuhause geben.

Dass ich keines habe, ist mir in den letzten beiden Tagen

(besser noch: in den Nächten) mehr als deutlich klar geworden.

In Emden wurde nur geräumt, sortiert, gepackt, gestapelt. Es war kalt, feucht.

 

Fließendes Wasser hab' ich dort nicht, nur mitgebrachtes in Kanistern.

Das WC funktioniert mit "Schütt - Spülung", Hände zu waschen im Eimer.

Strom existiert nur sporadisch, an wenigen Stellen im Haus.

Alles ist mit Anstrengung und Mühe verbunden, kostet Nerven.

 

Die sind nicht gerade dick wie Stahlseile, zur Zeit. Verständlich.

Nachts unten im Haus Geräusche gehört. Als Frau allein kein gutes Gefühl!

War die Terrassentür wirklich verriegelt? Das Badfenster nicht auf „Kippstellung“?

Mit Bangen schlich ich mich durch den Dunkelflur die Stufen hinunter.

 

Stand vor der ehemaligen Küchentür, jetzt nur noch ein weißes Stoffdreieck.

Blickte darunter hinweg in ein rabenschwarzes Zimmer ohne jegliche Umrisse.

Angst erfasste mich. Ganz tief. In Erinnerung an vergangene Erlebnisse im Haus.

Irgendwann tastete ich mich hinein, an den Schränken entlang, zur Notlampe.

 

Die Tür war verriegelt. Nichts mehr zu hören. Aber das Herzklopfen blieb.

Viel Schlaf fand ich nicht mehr, bei jedem Knacken fuhr ich erschrocken hoch.

Morgens stand ich ich freiwillig früh auf. Durchgefroren. Übermüdet.

In Erwartung des Großen, der beginnenden Bauarbeiten. Schritte vorwärts.

 

Es kam aber völlig anders. Und war der berühmte Tropfen im Fass.

Das überlief. Nichts ging mehr. Alle Beherrschung, aller Mut dahin.

Weinend und total fertig fuhr ich am Deich entlang zurück ins Exil.

Das mir längst ein Gefängnis ist. Aus dem ich nicht zu entfliehen vermag.

 

Wohin denn auch? Ein neues Heim gibt es nicht, im alten fürchte ich mich.

Es gibt keine Fortschritte dort. Und auch keine Fort – Schritte.

Gehen kann ich nicht. Bleiben auch nicht.

Heute bin ich ohne Hoffnung. Alles viel zu viel. Dunkelgrau, fast schwarz.

 

 

Gott ist denen näher,

die ein gebrochenes Herz haben.

Jüdisches Sprichwort