In die Tiefen des Kellers bin ich vorgedrungen.

Seit drei Tagen? Oder sind es schon vier?

Es macht keinen Sinn zu fragen. Tun ist angesagt.

Kartons türmen sich dort auf, in größeren Mengen.

Meine Skier. Alpin und Langlauf.

Unnützes und Wertvolles.

Zerstört, zerfressen, unbeschädigt.

Verstand ausschalten. Nur nehmen, beurteilen.

Weg. Bleiben. Oder irgendetwas dazwischen.

Zwei weitere volle Hänger sind schon zum Müllplatz gefahren.


Irgendwann funktioniert man nur noch.

Langsam werde ich der Geruchsverpestung Herr.

Mehrere Tipps aus dem Internet erwiesen sich als sinnlos.

Am Ende half/hilft Pferfferminzöl. Reichlich ausgegossen.

Trotzdem verfolgen mich alle Gerüche bis in den Schlaf.

Ich kann sie nicht abschütteln, was ich auch tue.

Unter allen Regalen finde ich neues Unheil. 

Fege, schaufele. Schrubbe. Wische. Und von vorn.


Reiße den nächsten Karton auf.

Braune Glasaugen schauen mich ernst an.

Vorwurfsvoll, wie mir scheint. Ein wenig fremd.

Weil ich irritiert bin. Nicht damit gerechnet habe.

Ihn zu finden. Den Bären meiner frühen Kindheit.

Der mich seit Jahrzehnten begleitet hat.

Ins Waisenhaus, auf die Kinderkuren, Pflegestellen.

Alles bricht auf, von jetzt auf gleich, 

 sämtliche Erinnerungen stürzen auf mich ein.

Das ist zu viel in diesem Moment.


Ich lege den alten Bären vorsichtig zur Seite.

Packe den Karton restlos aus. Alles unbeschädigt!

Wie seltsam, in diesem Chaos...

Zwischendurch wieder fegen, wegwerfen, zerreißen.

Und noch eine Überraschung:

Ein Karton mit meinen Schallplatten und CD'S.

Ob ich sie noch einmal anhören kann?

Tracy Chapmann, Pavarotti - wo ist nur ein Plattenspieler?


Erschöpft fahre ich wieder. Müde. Kaputt. Ausgelaugt.

All' den Müll bei mir, aber auch (m)einen Schatz.

Als ich zu Bett gehe nehme ich den abgewetzten Bären mit.

Schaut er mich prüfend an? Vorwurfsvoll?

Nach so vielen Jahren in der Dunkelheit des Kartons?

Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Wange.

Er fühlt sich an wie damals.

Als er mein einziger Freund war. Mein Vertrauter.

Mein Bruder. Das Wichtigste, das ich besaß.



Er wird mich einmal begleiten. In eine weitere Dunkelheit.

Aber dann werden wir beide nie mehr allein sein.

Und nie mehr frieren.