Er saß in dem rot-weiß gestreiften Liegestuhl auf dem Vorderdeck der 

Riki Tiki Tavi und dachte über das schwarze Loch nach. 

Er hatte die Theorie entwickelt, 

dass sich in jedem Leben irgendwann ein schwarzes Loch auftat, 

in dem fast alles verschwand, 

was man bis dahin erfahren und gelernt hatte. 

Es war auf einmal da und veränderte die gesamte Existenz, 

und wenn man nicht sehr aufpasste, 

verlor man erst den Anschluss an das eigene Leben 

und dann sich selbst darin. 

Man wurde hineingesaugt und tauchte nicht wieder auf, 

wie bei den schwarzen Löchern im Weltall, den implodierten Planeten, 

deren Sog nichts und niemand widerstehen konnte.

Aber auch wenn man nicht verschluckt wurde, blieb es immer da. 


Man lebte weiter, 

verrichtete seine Arbeit, ging an jedem Abend zu Bett 

und stand am nächsten Morgen wieder auf, 

aber ganz vergessen konnte man es nie, 

man speiste es mit dem eigenen Herzschlag. 

Es pulsierte und wartete, und manchmal, 

wenn man am wenigsten damit rechnete, tat es sich auf, 

und man stürzte mitten hinein. 

Es konnte ein Mensch sein, der dieses Loch ins Leben riss- 

ein Kind, das starb; eine Frau die einen verließ, oder ein Mann. 

Ein Überfall, der Einsatz an der Front eines sinnlosen Krieges...


aus:"Und verführe uns nicht zum Bösen"

CLAUS CORNELIUS FISCHER