Seltsam, wenn draußen Menschen vorbeigehen.

In Richtung Stadt, vom Hotelviertel aus, bei mir vorbei.

So war es vor dreißig Jahren schon und ist es immer noch.

Nur die Urlauber sind andere geworden.

Das Haus blieb wie es war, ich wurde älter.

Was zählt ein halbes Menschenleben in Jahrhunderten?

Fast gar nichts. Werden noch viele nach mir kommen?

 

Das Leben geht zur Zeit irgendwie an mir vorüber.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Seit gestern bin ich hier. Um weiter zu packen.

Niemand hat mich wahrgenommen. Gehört. Gesehen.

Ich bin gar nicht da.

Ein Schatten, der leise kommt und geht.

 

Gestern hab' ich rein gar nichts geschafft. Nur mich selbst.

Hab' Nachmittag und Abend fast gänzlich verschlafen.

In meinem großen Bett, unter der warmen Daunendecke.

Es regnete und stürmte hinter den Mauern.

Aber ich war geschützt davor. Versteckt.

 

Heute habe ich dafür erstaunlich viel bewältigt.

In massenhaft Kartons geschaut, Schubladen.

Mitnehmen? Verschenken? Aussortieren?

Es strengt an, sein Hab' und Gut auszusortieren.

Das eigene Leben. Mit endgültiger Radikalität.

 

Viele Patienten habe ich früher erlebt. Zumeist verwitwet.

In mehrstöckigen Häusern. Mit etlichen unbewohnten Zimmern.

Seit Jahren weder Keller noch 1. Etage betreten.

Reduziert auf ebenerdige Räume...

Auch anderes gehörte zum Alltag.

Sterbende Menschen, deren Kinder schon erbten, ausräumten...

 

Warum nicht eher entschieden? Gegangen?

Ich wollte mal alles ganz anders machen!

Rechtzeitig mein Leben ändern. Wenn es noch geht.

Doch wann ist die „rechte Zeit“?

Beinahe hätte ich sie verpasst. Unbeabsichtigt.

Nun schaffe ich es vielleicht doch noch.

 

In den letzten Jahren habe ich auf der Schattenseite gelebt.

Da war so vieles, das ich nie gewollt hätte.

Nie einkalkuliert. Nie als lebenswert empfunden.

Aber all' die Schritte, die ein Mensch geht,

kann nur er selbst entscheiden.

Die Sonnenseite ist immer das, was man darin sieht...