Die gegenwärtig gelesene Lektüre berichtet von einer Erfahrung.

Dem Erlebnis, 40 Tage in einem buddhistischen Kloster zu verbringen.

Man bleibt nicht außen vor.

Fragt sich, wie man selbst gehandelt oder gefühlt hätte,

bei einer bestimmten Begegnung, oder in einer außergewöhnlichen Situation.

 

Was als Nachhall des Buches übrig blieb:

Wer oder was ist denn das ICH, oder bin ICH?

 

Die nackten Daten können mich doch nicht ausmachen (Alter, Gewicht, Größe)?

Sagt die Anzahl meiner Kinder und Enkel mehr über mich aus?

Oder mein Besitz? Mein Haus, mein Auto, mein Boot...

In der virtuellen Welt: ob die Anzahl von likes oder follownern steigt?

Welchen Beruf ich früher ausgeübt habe?

Ob ich ein Freigeist, oder Mitglied einer Partei (welcher?) war oder bin?

Eher ein Stubenhocker, Couchpotatoe, oder weitgereist?

 

Großzügig in meinen Ausgaben, oder sparsam?

Kleinlich oder tolerant, egoistisch oder sozial, laut oder leise?

Vielleicht kennzeichnet mich die Lieblingsfarbe?

Ob ich vegan lebe, oder Fleisch liebe?

In Eiche rustikal, Bauhausstil, IKEA–Design oder bunt gemischt eingerichtet bin?

Mit 100 Sachen um mich her glücklich, oder 10.000 (plus) dazu benötige?

 

Ob ich eine eigene Meinung habe, oder jeglichen angesagten Trends folge?

Bin ich ziellos, oder entwickle ich Strategien?

Lasse ich mich treiben, oder brauche ich Sicherheit?

Was erwarte ich von der Zukunft, wie bewerte ich die Vergangenheit?

Sicher sagt es auch etwas aus, ob ich den Tag nur perfekt geschminkt

und frisiert überstehe, oder mir die Haarbürste am Morgen reicht.

 

Ob mir die Bewertung durch, oder das Zusammensein mit anderen Menschen wichtig ist,

um mich gut, sicher, oder anerkannt zu fühlen.

Habe ich (echte) Freunde? Eher Bekannte? Eine Beziehung? Bin ich gern allein?

War ich ein fröhliches, oder trauriges Kind? Wie schätze ich mich heute ein?

Konnte ich in meinem Leben Träume verwirklichen, Ziele erreichen?

Oder hat beides nie eine Rolle gespielt, habe ich nur „vor mich hin gelebt“?

Leitet mich der Glaube an ein höheres Wesen, fühle ich mich dadurch getragen?

 

Ließe sich schier unendlich fortführen. Differenzieren. Bewerten.

Anders beurteilt von außen. Als aus der Innenansicht heraus. Verständlich.

 

Wenn ich nicht weiß wer ich bin, kann ich auch nicht erkennen,

wer oder was ich nicht bin.

 

Dann werde ich eher wie ein Blatt im Wind sein, statt selbstbestimmt.

Vielleicht brechen auch Zeiten an, oder Veränderungen herein,

die uns zwingen uns zu stellen. Dem was (man) ist, oder eben nicht.

In diesen Gegebenheiten lernt man sich vielleicht neu kennen.

Von einer ganz anderen Seite.

Oder mit einer Sichtweise, die man zuvor nicht zulassen wollte, oder konnte.

 

Alles Fragen, die mich in den letzten Tagen stark beschäftigt haben.

Um mir selbst eine Antwort zu geben. Ob „weiter so“. Oder Umbruch. Total.

Eine Mitte kann es kaum geben. Nur (weiterhin) Kompromisse. Ungute.

Gewissermaßen einen Mord. Am eigenen ICH.

Und das werde ich nicht zulassen!

 

 

 

Am Kap Finisterre, dem Ende der Welt in Galicien