1994 war mein Jahr der Ökologie.

Freundlich empfohlen vom Arbeitsamt meines Vertrauens. Mit Versprechen.

Dass ich im Anschluss einen Festvertrag beim Umweltamt erhalten würde.

Also legte ich einen Libellenteich an. Einen Schmetterlingsgarten.

Sanierte einen uralten Bauwagen als Tischlerwerkstatt.

Kümmerte mich um Weinreben. Einen Erdbrennofen.

Besuchergruppen. Von Kindergarten bis Altenheim.

Schulklassen mit ökologischer Woche.

Mitarbeiter mit Sinn für Wein und Hopfen, allerdings nicht in Pflanzenform.

Honigverkauf von parkeigenen Bienen. Bio-Flohmärkte.

Und Holz, um Vogelhäuser und Insektenhotels mit Gruppen zu bauen.

 

Das sollte kostenlos sein. Also die Kursbetreuung. Und das Material.

Ein Ökowerk leidet chronisch an Geldmangel. Logisch.

Woher nehmen und nicht stehlen? Also war mein Auftrag klar:

Baumärkte und Holzhandel abklappern und beschwatzen, ähh überzeugen,

die notleidende Organisation mit Spenden in Brettform zu unterstützen.

Also Zivi und LKW geschnappt und los auf Betteltour.

War nun so gar nichts für mich. Schlimmer ging es kaum noch.

Aber den zugesagten Job im Kopf bettelte ich mit Engelszungen. Und Erfolg.

Es konnte also eifrig gewerkelt werden. Und Holz blieb übrig.

Die Bier- und Weinliebhaber begannen es in Feuerholz zu zersägen.

Ich bekam zuerst Schnappatmung und dann die schmalen Bretter.

 

Damals wohnten wir seit vier Jahren im uralten Haus. Ohne Küche.

Aber mit Bad und Heizung. Mittlerweile „heilen“, neuen Fenstern.

Mehr ging nicht. Auto war nicht drin, also Fahrrad.

Und mit dem transportierte ich täglich das geschenkte Holz heim.

Längs daran festgezurrt. Mühsam. Aber glücklich.

Daraus baute ich meine Küchenschränke. Zuerst einen Prototyp.

Danach alle anderen. Mit Schubladen, Auszügen, Türen, Einbauspüle.

Die Arbeitsplatte brachte der Baumarkt. Ich passte an, sägte aus.

Montierte Spüle, Herd, Einbaukühlschrank, Leisten, Beleuchtung.

Legte krönend die Platte auf. Brachte meine Teenkids zu Feten. Duschte.

Saß um 23.57 Uhr froh mit Kater auf dem Arm in der „neuen“ Küche.

Es war Silvester. Über die Fliesen schrieb ich mit Bleistift: Hallo 1995!

 

 

Jetzt Tapete abgekratzt, gerührt Text entdeckt und erinnert...

 

 

Wenn wir in Gedanken über die Vergangenheit verloren sind,

verlieren wir die Gegenwart.

Thich Nhat Hanh