...oder leider auch nicht...

 

Der gleiche Mist wie in jedem Jahr. Die Blätter fallen. Nein, gegen die hab' ich nichts. Sie gehö- ren zur Natur. Wie der Herbst. Alles ist ein Kreislauf, ergänzt sich. Und ich bewundere das Far- benspiel, die Veränderung des Wetters, wie sich das Bild vor meinen Fenstern wandelt. Aber leider: Ich lebe in der Altstadt, zwar nicht einer Metropole, aber auch in der Provinz gibt es Stä- dte mit 50.000 Einwohnern. Manchmal habe ich das Gefühl, die laufen alle mehrmals täglich über meinen extrabreiten Bürgersteig, um dort zu hinterlassen, was sie nicht mehr benötigen. Sprich: Kaugummis, zertretene Getränkedosen, Zigarettenfilter, benutzte Papiertaschentücher, überzählige Plastikbeutel und schlimmeres (ja, alles ist noch steigerungsfähig...).

Im Prinzip ließe es sich damit leben. "Der Wind hat's hergeweht, er weht es auch wieder davon", so lautete der kluge Wahlspruch meiner Nachbarin in Norden. Was die restlichen Anwohner sehr erboste. So denkt man nicht und schon gar nicht handelt man danach! Alle fegen, sam- meln und schleppen. Nur EINE nicht. Damals traute ich mich nicht ebenso zu urteilen. Weder über die eine, noch über die andere Seite. Als Zugezogene...

Hier wiederum bin ich die EINE. Und trotz 25 Jahren als Hausbesitzerin immer noch die Frem- de. Was ich nun auch bleiben will. Fast trage ich es jetzt wie ein Schild vor mir her. Ich gehöre nicht dazu und will es auch gar nicht. Ihr werdet mich nie respektieren und ich verstehe Euch nicht. Punkt. Bis an eine gewisse Grenze. Denn Ärger will ich wiederum vermeiden. Den braucht ein Asperger überhaupt gar nicht. Es dürstet ihn nach Verlässlich- und Berechenbar- keit. Also bleibt nur: fegen!! Stillschweigend. 

Falls im Rest der Republik noch Frühlingswetter herrschen sollte: November ist es bei uns ir- gendwie. Früh dunkel, regnerisch und tosende Stürme brausen um's Haus und durch die Stra- ßen. Als ich heute nichtsahnend hinab auf den Bürgersteig schaute, türmten sich dort regel-rechte Berge an Blättern auf, obwohl vor kurzem erst klar Schiff gemacht. Also raus. Seufz... Das Ergebnis:

 

 

In den Säcken habe ich gestanden, um den Inhalt zu komprimieren, sie waren am Ende sau- schwer! Die Bäume haben noch reichlich Potential für die nächsten Wochen (es sei denn uns trifft nochmal so ein Orkan wie im Vorjahr):

 

 

Außerdem fegen ausgerechnet die direkten Nachbarn rechts und links von mir nicht, grrr...:

 

 

Wenn der Wind die Blätter schon nicht davonweht,

dann hoffentlich mich im kommenden Jahr. Es ist längst an der Zeit...

 

 

 

(Felix Meyer in einem kleinen, feinen Atelierkonzert)

 

 

                                Der Wind trägt uns davon (Songtext)

Ich habe keine Angst, was soll passieren?
Man wird es sehen und ausprobieren,
die Windungen in den Lenden
und es wird schon wieder gut gehen.

Der Wind trägt sie davon.

Was wolltest Du vom großen Wagen,
wohin soll Dein Auftrag Dich verschlagen?
Der Augenblick in Samt gehüllt,
auch wenn das keinen Sinn hat,

der Wind trägt ihn davon.
Nichts von alledem wird bleiben,
der Wind trägt uns davon.

Liebkosungen und Kugelhagel,
alle Wunden, die uns plagen,
Geschmack aus einer anderen Zeit,
von gestern oder morgen.

Der Wind trägt ihn davon.

Am Waffengurt die Entwicklungslehre,
Chromosomen in der Atmosphäre.
Mit dem Taxi in die Galaxie.
Und auch mein fliegender Teppich,

ihn trägt der Wind davon.
Nichts von alledem wird bleiben,
der Wind trägt uns davon.

Wohlgeruch vergangener Zeiten.
Wer könnte an Deiner Türe läuten?
Eine Unzahl von Bestimmungen -
such Dir eine aus. Was wird Dir davon bleiben?

Der Wind trägt sie davon.

Fluten überschwemmen Land und Felder,
jeder macht die Abrechnung mit sich selber
und ich nehme mit in meine Schattenwelt,
was mir von Deinem Staub bleibt.

Der Wind trägt ihn davon.
Nichts von alledem wird bleiben,
der Wind trägt uns davon...